Veröffentlichungen

ACTA ORGANOLOGICA 34 - Kurze Zusammenfassungen

Martin Balz

Zur Kirchenliedbegleitung in den evangelischen Kirchen in Südhessen

Der Artikel behandelt die Kirchenliedbegleitung im südlichen Hessen auf dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung. Am zunächst unbegleiteten Gemeindegesang deutscher Kirchenlieder konnten schon in der Reformationszeit Chor oder Orgel beteiligt werden. Dies wird meistens als ein strophenweises Abwechseln („Alternatimpraxis“) verstanden, doch belegt eine 1613 veröffentlichte Beschreibung der Praxis in der Schlosskapelle zu Kassel von Michael Praetorius, dass die Gemeinde damals bei den Chorstrophen mitgesungen hat. Es handelte sich deshalb um eine „modifizierte Alternatimpraxis“. Sie war mit Chor oder Orgel bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Übung. Im Lauf des 18. Jahrhunderts übernahm die Orgel allmählich die Beteiligung an sämtlichen Strophen. Gespielt wurden ursprünglich intabulierte Vokalsätze, im 18. Jahrhundert Sätze mit beziffertem Bass. Im 19. Jahrhundert wurden diese durch obligat vierstimmige Sätze abgelöst. In der Mitte des 20. Jahrhunderts kehrte man zu dem schlichten Typ des Kantionalsatzes zurück, der um 1600 verbreitet war. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden zwischen die Verszeilen Zwischenspiele eingefügt, die teils improvisiert – wofür es auch Anleitungen gab –, teils zu Sammlungen zusammengestellt und schließlich sogar in die Choralsätze der Choralbücher eingefügt wurden.

[Acta Organologica 34, 2015, 381-406]


Klaus Beckmann

Aufführungspraxis bei Franz Tunders Orgelwerken.
Zum 400. Geburtstag des Lübecker Marienorganisten


Um die Orgelkomposititionen Franz Tunders möglichst authentisch spielen zu können, gilt es, stilistische Herkunft und Individualität des Komponisten auf der Grundlage seines Orgelœuvres zu ermitteln. Zwei von Tunder verwendete Ornamente, Tremoletto und Groppo, finden sich in Michael Praetorius’ Syntagma musicum (1619). Dies weist auf den italienischen Musikstil als Quelle für Tunders organistisches Denken hin, so dass die Verwendung der „Sweelinck-Applikatur“ auszuschließen ist. Bei der häufig nachweisbaren Superjectio (Christoph Bernhard) kommt es auf die angehängte Obersekunde (Enklitikon) an, während beim 1-Ton-Vorschlag die Ziernote proklitische Qualität aufweist. Ein weiteres Orna–mentum, Mittel zur Verzierung, stellt die Variatio (Bernhard) dar, und zwar als „gebrochene“ intervallische Figuration, wobei eine größere Note in (meist zwei) kleinere figurae, Notenzeichen bzw. Intervalle wie Sekunde, Terz usw., zerlegt wird. Ein wichtiger Parameter des Orgelspiels ist ferner die Artikulation, die differenzierte Verbindung wie auch Beendigung von Tönen, was sogleich an der A-due-Schlussgirlande von Christ lag in Todesbanden (hier erstmals in textkritischer Revision publiziert) überprüft werden konnte. Musikhistorische und strukturbezogene Analyse ermöglichen eine im Grundsatz wie in Details abgesicherte Tunder-Interpretation.

[Acta Organologica 34, 2015, 369-380]


Christian Binz

Der Organist und Orgelmacher Joseph Anton Boos (1727 – 1804)

Joseph Anton Boos wurde am 1. Juli 1727 in Koblenz geboren. Sein Vater Bartholomäus Boos hatte sich dort als Orgelmacher niedergelassen, nachdem er um 1720 in der Oberpfalz tätig war. Koblenz bzw. sein heutiger Stadtteil Ehrenbreitstein war zur damaligen Zeit Kurtrierische Residenz. Bartholomäus Boos war auch für den Kurtrierischen Hof tätig.
Nach dem Besuch des Jesuiten-Kollegs in Koblenz übersiedelte Joseph Anton Boos als Sekretär des späteren Wormser Weihbischofs Franz Anton Xaver von Scheben nach Mainz. In Mainz war Joseph Anton Boos, wie schon in Koblenz, als Organist tätig, hauptsächlich an der Stiftskirche St. Peter. Er hatte aber auch Kenntnisse im Orgelbau erworben. Als der Vater Bartholomäus Boos 1755 bei der Ausstellung der neuen Orgel in Wenden starb, vollendete Joseph Anton diese Orgel. Ebenso musste er 1754/56 die Orgel in der Mainzer Peterskirche bauen, dessen Vertrag noch mit dem Vater abgeschlossen wurde. 1758 führte Joseph Anton Boos die Abnahmeprüfung der neuen Orgel von Johann Christian Köhler in St. Cäcilia zu Heusenstamm durch. 1761–64 baute Boos eine Orgel für die Kirche St. Maria Magdalena in Gernsheim.
Da die Konkurrenz im Orgelbau und der Bedarf an Klavieren immer größer wurde, verlegte Boos seinen Instrumentenbauschwerpunkt mehr auf Klaviere und Flötenuhren, er erfand auch einige Verbesserungen. Von seinen Klavieren haben sich noch einige erhalten. Als Mainz durch französische Revolutionstruppen besetzt wurde, flüchtete er nach Bamberg. Sein letztes Werk, das Orchestrion, ein Bastard-Instrument aus Klavier- und Orgel-Teil, konnte er nicht mehr vollenden. 1804 starb Joseph Anton Boos in Bamberg.

[Acta Organologica 34, 2015, 11-35]


Beate Bugenhagen

Hamburg – Stralsund – Visby: Der Stralsunder Nikolaiorganist Bernhard Petersen († 1629) als Schreiber der Visbyer Orgeltabulatur

Die Visbyer Orgeltabulatur, 1611 von dem Hamburger Organisten Berendt Petri angelegt, gelangte später nach Visby in die Hände des dortigen Domorganisten Johann Bahr, der seinerseits Stücke in die Tabulatur eintrug. Bislang war der Verbleib der Handschrift zwischen 1611 und 1638, dem Amtsantritt Bahrs, ungeklärt. Die Verfasserin kann Petri, den Hauptschreiber der Tabulatur, als späteren Stralsunder Nikolai-Organisten identifizieren. Über dessen mutmaßlichen Schüler David Herlitz, Sohn von Petris Stralsunder Amtsvorgänger Elias Herlitz, dürfte die Tabulatur nach Visby gelangt sein, wo Herlitz 1620 Domorganist wurde. Nach seinem Tod 1638 gelangte die Handschrift in den Besitz seines Nachfolgers Bahr.

[Acta Organologica 34, 2015, 349-356]


Andreas Kamm

Zur Geschichte der Orgeln in Sankt Jodokus zu Bielefeld
Mit besonderer Berücksichtigung der Orgelbauerfamilie Reinking


Das erste, durch Spuren in der Kirchenwand nachgewiesene Orgelwerk in Sankt Jodokus war eine Schwalbennestorgel oberhalb des Lettners (1511−1515). 1563 bis 1565 stand den Franziskaner-Observanten ein von den Stiftsdamen aus Quernheim geliehenes Instrument zur Verfügung. Eine zu Anfang des 17. Jahrhunderts vorhandene Orgel war am Ende des Dreißigjährigen Krieges unspielbar. Das nachfolgende Werk – wohl nur einmanualig – baute der bedeutende, in Bielefeld ansässige Orgelbauer Hans Henrich Reinking 1652–54. Pfeifen von Reinking sind in den Orgeln von Borgholzhausen und Wallenbrück erhalten. In der Bielefelder Orgel gehen möglicherweise noch 52 stumme Pfeifen auf ihn zurück. Johann Patroclus Möller erweiterte die Jodokusorgel 1769 um ein selbständiges Pedalwerk auf Springladen mit fünf Stimmen. Der Prospekt erhielt eine neue, spätbarocke Gestalt, wobei Möller das Gehäuse Reinkings nur wenig veränderte. Johann und Caspar Melchior Kersting erweiterten 1847 die Orgel auf 19 Register und damit vermutlich auf zwei Manuale; sie dürften das vorhandene Pfeifenwerk weitgehend ausgetauscht haben, ließen Möllers Pedalwerk aber unverändert. Rudolf August Randebrock reparierte das Instrument 1881 und fügte ein neues Gebläse hinzu. Ein tiefgreifender Umbau durch Friedrich Bernhard Meyer aus Herford fand 1897 statt. Möllers Pfeifenwerk ging dabei größtenteils verloren, ebenso einige Kersting-Register. Schon 1913/14 führte Anton (I) Feith einen großzügigen pneumatisch gesteuerten Neubau auf drei Manualen aus, mit 45 Stimmen hinter dem historischen Prospekt und in einem Schwellwerk auf dem Dachboden der Vorhalle, wobei dem Umbau das sämtliche bisherige Pfeifenwerk zum Opfer fiel. Anton (II) Feith baute 1955 die gesamte technische Anlage neu, verwendete aber knapp die Hälfte des Pfeifenwerks von 1913 wieder. Das Werk erhielt 45 Register mit elektrischer Spiel- und Registertraktur und einen neuen Spieltisch. Den Höhepunkt ihrer Größe erlebte die Orgel durch den Bau und Anschluss einer zehnstimmigen Kapellenorgel als Fernwerk (Feith 1965) und einer späteren Erweiterung der Hauptorgel um zwei Register. Sie war nun die größte Pfeifenorgel Bielefelds. Der Neubau des Werks durch Kreienbrink 1974 setzte den Abbruch des Barockprospekts voraus. Ein Teil der künstlerisch bedeutenden Schnitzereien und Fassadenelemente von 1653 und einige Prospektteile von 1769 wurden jedoch in die neue Fassade integriert. 13 Register der Feith-Orgel von 1913 gelangten zusammen mit dem Spieltisch und 10 Registern von 1955 in die Piuskirche nach Bielefeld-Gadderbaum, wo Kreienbrink sie 1974 zu einem Instrument zusammen führte.

[Acta Organologica 34, 2015, 37-88]


Michael G. Kaufmann

Die Hess-Orgel in der katholischen Stadtpfarrkirche Liebfrauen in Mannheim-Jungbusch

Die Orgel der Liebfrauenkirche wurde in den Jahren 1941 bis 1943 von der Firma Carl Hess Orgelbau, Karlsruhe-Durlach, im Zusammenwirken mit dem Erzbischöflichen Orgelinspektor Karl Friedrich Boeres erbaut. Die Aufstellung in der Kirche hinter einem von Dr. Walter Supper, Esslingen, Architekt und Protagonist der 'Orgelbewegung', entworfenen Prospekt erfolgte jedoch wegen der anglo-amerikanischen Luftangriffe auf die Stadt Mannheim nicht mehr. Statt dessen wurden die technischen Bauteile und einige hundert Pfeifen im Schloß des Grafen Friedrich von Oberndorff in Neckarhausen eingelagert, alle weiteren Pfeifen wurden in den Firmen Hess und August Laukhuff GmbH, Weikersheim, durch Bomben zerstört. Im Frühjahr 1948 begann die Aufstellung der Orgel mit den rekonstruierten Pfeifen in der bis dahin nur teilweise wiedererrichteten Liebfrauenkirche. Am 12. Dezember 1948 erfolgte die Weihe, am 5. Januar 1949 fand die Abnahmeprüfung durch Boeres statt.
Ein neobarockisierender Umbau in den 1970er Jahren durch Orgelbau Vleugels, Hardheim, nach den Vorgaben des Erzbischöflichen Orgelinspektors Prof. Dr. Rudolf Walter führte nicht zum gewünschten Erfolg. Der Zustand des Instruments verschlechterte sich schließlich so sehr, daß in den 1990er Jahren dessen Abriß diskutiert wurde. Nachdem im Zuge der Neugestaltung der Kirche wegen des 98. Deutschen Katholikentags in Mannheim auch für die Orgel ausreichend finanzielle Mittel bereitgestellt worden waren, konnte eine Sanierung unter den Gesichtspunkten des Denkmalschutzes vorgenommen werden. Diese Arbeiten erledigte unter Fachberatung des Autors die Firma Orgelbau Lenter, Sachsenheim, in vorbildlicher Weise im Jahre 2012.

[Acta Organologica 34, 2015, 339-348]


Alfred Reichling

Orgel und Kirchenlied:
Registrierungsanweisungen vom späten 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert


Welchen Zwecken dient die Begleitung der Kirchenlieder durch die Orgel? Mit welchen Mitteln sollen diese Zwecke erreicht werden? Solche Fragen werden sowohl in theoretischen Schriften als auch in Vorreden zu "Choralbüchern" ("Orgelbüchern") für den hier ausgewählten Zeitraum von ca. 1780 bis ca. 1920 immer wieder behandelt. Dabei zeichnen sich gewisse Leitlinien ab, die kurz szizziert werden sollen.
Nach der Ansicht vieler Autoren ist die Leitung des Gemeindegesangs die wichtigste Aufgabe des Organisten. Es geht hierbei um die genaue Einhaltung von Tonhöhe, Takt und Rhythmus, gelegentlich auch um die Dynamik des Gesangs. Dies ist ganz besonders wichtig, wenn neue Lieder eingeübt werden sollen. Es bietet sich an: Hervorhebung der Melodie durch Verteilung der Stimmen auf zwei Manuale, durch die Verwendung bestimmter Register (Discant-Cornet, Trompete) oder spieltechnisch durch Oktavgriffe. Zu beachten ist immer auch die Größe der singenden Gemeinde.
Andere Autoren fordern für das Orgelspiel eher Zurückhaltung, unaufdringliche Begleitung und Unterordnung.
Sehr häufig wird der Ruf nach Interpretation der Liedtexte erhoben. Daniel Gottlob Türk (1787) geht als Realist davon aus, dass man "in der Musik hauptsächlich nur Empfindungen und Leidenschaften (z. B. das Gefühl der Andacht, des Danks; die Traurigkeit, den Zorn, die Freude etc." ausdrücken solle. Friedrich Ladegast bietet zahlreiche Beispiele von Registrierungen für Lieder unterschiedlichsten Charakters aus dem Fundus seiner Orgel für die Domkirche Reval (1879, III/51). Es gibt aber auch Autoren, die sich in poetische Ergüsse hineinsteigern und damit die Grenze zum literarischen Kitsch überschreiten.

[Acta Organologica 34, 2015, 407-436]


Albrecht Schneider / Richard von Busch

Zur Verwendung der Viertelkomma-Mittelton-Stimmung auf historischen Orgeln: einige empirische Daten und musikalisch-akustische Kriterien

In den vergangenen Jahrzehnten wurde auf vielen historischen Orgeln die seit etwa 1600 weit verbreitete Viertelkomma-Mittelton-Stimmung (VKMT) an Stelle der im 19. Jahrhundert in Gebrauch gekommenen gleichstufigen Temperierung (ET12) gelegt. Der Vorzug der VKMT sind reine Terzen und Sexten, ihr Nachteil Verstimmungen bei Quinten. Der Beitrag beleuchtet die Qualität der VKMT im Vergleich zu ET12 an Hand von Klanganalysen und Berechnungen. Für die Analysen wurden Töne und Akkorde auf der Arp Schnitger-Orgel zu Hollern (Altes Land) aufgenommen. Da die VKMT gewisse Beschränkungen hinsichtlich der nutzbaren Tonarten und Akkorde aufweist, sollte die aus dem historischen Orgelbau bekannte Praxis, den Tonvorrat durch einige Subsemitonien zu erweitern, in Betracht gezogen werden.
Durch wenige Subsemitonien würde die klangliche Rauhigkeit, die bei einigen Dur- und Mollakkorden in VKMT auftritt und störend wirkt, weitgehend beseitigt.

[Acta Organologica 34, 2015, 437-454]


Matthias Schneider

Die Visbyer Orgeltabulatur – ein ‚Musterbuch’ der liturgischen Orgelkunst?

Auf der Basis einer neuen Untersuchung der Visbyer Orgeltabulatur kommt der Verfasser zu dem Schluss, dass an der Aufzeichnung der Stücke neben den bislang bekannten Schreibern Berendt Petri und Johann Bahr ein weiterer Schreiber – möglicherweise David Herlitz aus Stralsund – beteiligt war. Als Komponisten sind neben Hieronymus und Jacob Praetorius mit großer Wahrscheinlichkeit alle drei Schreiber mit Stücken vertreten. In Anbetracht dessen, dass die gottesdienstliche Orgelmusik im frühen 17. Jahrhundert in der Regel improvisiert wurde, lassen die systematische Ordnung der Handschrift und ihre stilistische Breite mit Einträgen von Stücken von bis zu fünf Organisten aus dem Zeitraum zwischen 1603 und 1666 die Handschrift als ein ‚Musterbuch’ erscheinen, das Berendt Petri in Hamburg angelegt hat und das anschließend erst von David Herlitz, später von Johann Bahr fortgeführt wurde.

[Acta Organologica 34, 2015, 357-368]


Martin Taesler

Suchen, was verloren ist.
Die Baethmann-Orgel des Klosters Walsrode (1785–1945)


1785 erhielt das Kloster Walsrode von dem hannoverschen Orgelbauer W. H. Baethmann eine kleine Orgel. Sie besaß ein Manual, drei Register, zwei Bälge, kein Pedal und war vorderspielig. Auf ihrem Gehäuse sah man Namen und Wappen von adeligen Konventualinnen, die Geld für die Anschaffung der Orgel gespendet hatten. Die Orgel stand im Klosterchor und wurde bei Gottesdiensten des Konvents vom Cantor der Stadtkirche gespielt.
1812 wurde diese Orgel nach Lüdersen verkauft. Für die räumlichen Verhältnisse in der dortigen Wehrkirche St. Maria wurde sie radikal umgebaut. Man verlegte den Spieltisch auf die linke Seite, die Orgel erhielt eine Pedalklaviatur mit Pedalregister, ferner ein zusätzliches Flötenregister für das Manual, einen dritten Balg und einen Zimbelstern. Der Umbau war spätestens Januar 1815 beendet.
1872 wurde die Orgel unverändert nach Arnum versetzt und in der dortigen Wehrkapelle auf einer Empore bis 1906 gespielt. Dann musste sie einem Harmonium weichen und wurde, in Teile zerlegt, auf dem Kapellenboden eingelagert.
1908 bestätigte der Magistrat von Nienburg, dass einige Gehäuseteile der Orgel für das neue Provinzialmuseum angeliefert worden seien, bat aber zugleich, auch das Pedal und die Manualklaviatur wie möglicherweise noch in Arnum befindliche weitere Gehäuseteile nach Nienburg zu senden.
1945 seien im Zuge der Kriegswirren diese Orgelreste verbrannt, bestätigte das Museum durch Brief vom 6.4.1989.

[Acta Organologica 34, 2015, 89-128]


Klaus Walter / Gert Rothe / Wolfram Hackel / Jiří  Kocourek

Richard Kreutzbach (1839–1903)   Leben und Werk 

Nach dem Tod des Vaters Urban Kreutzbach (1898–1869) übernahm Richard Kreutzbach (bis 1875 zusammen mit seinem Bruder Bernhard K.) die Orgelbau-Werkstatt in Borna bei Leipzig und leitete diese bis 1903. Während dieser Zeit wurden 118 neue Orgeln mit bis zu 3 Manualen und 4 bis 46 Registern gebaut. Diese erhielten zunächst Schleifladen mit mechanischer Traktur, später mechanische Kegelladen, Kastenladen mit pneumatischer Traktur, Schleifladen mit pneumatischer Traktur, pneumatische Membranladen und pneumatische Kegelladen. Der Klang und die Dispositionen der Orgeln lassen anfänglich die klassisch-sächsische Werkstattradition erkennen, werden aber später auch durch den Bau von Soloregistern dem romantischen Klangideal angepasst ohne dabei ihr gesundes klangliches  Fundament zu verlieren. Die solide Bauweise der Orgeln der einst leistungsfähigsten sächsischen Werkstatt ist der Grund dafür, dass noch heute ein Großteil erhalten ist und bei Bedarf wieder instand gesetzt werden kann.

[Acta Organologica 34, 2015, 129-338]

Nach oben