Recherchen
Das Mecklenburgische Orgelmuseum Malchow
Das Mecklenburgische Orgelmuseum ist quasi eine Zufallsgründung. Aus der Absicht, nicht mehr nutzbare Orgelteile zentral aufzubewahren, wurde die Idee entwickelt, ein Museum aufzubauen, in dem neben Einzelteilen auch gefährdete komplette Orgeln aufgestellt werden können. Instrumente und Orgelteile sind hauptsächlich Leihgaben. Sie werden hier nicht restauriert, sondern in erster Linie konserviert.
Für die Einrichtung des Orgelmuseums konnte mit der Klosterkirche Malchow ein optimal geeignetes Bauwerk gefunden werden. Die Kirche entstand in den Jahren 1847-49; sie wurde nach Brandschäden 1888-90 wieder hergestellt. Im ehemaligen Pfarrhaus sind neben weiteren Ausstellungsräumen die Werkstatt, das Büro und Lager untergebracht. Die Gebäude gehören seit Mitte der neunziger Jahre der Stadt Malchow. Das Orgelmuseum befindet sich wie drei weitere Museen Malchows in der Trägerschaft eines Kulturvereins.
Mit der Anstellung eines Orgelbauers begann am 1. Oktober 1997 der Aufbau des "Mecklenburgischen Orgelmuseums". Die Hauptarbeit der Beschäftigten findet in der Werkstatt statt. Dort werden alle in das Museum kommenden Stücke gereinigt und konserviert. Sollen die Orgeln wieder spielbar werden, müssen sie in der Regel umfassend repariert werden Für die Ausstellung kommen nur interessante und aussagefähige Stücke in Frage. Die übrigen liegen gereinigt und konserviert in den Depots.
1998 konnte als erstes Instrument eine Lütkemüller-Orgel aus Mesendorf bei Pritzwalk geholt werden. Der Wittstocker Orgelbauer Friedrich Herrmann Lütkemüller hat vierzig Instrumente nach Mecklenburg geliefert, deshalb verbot es sich nicht, die kleine Orgel aus der einsturzgefährdeten Kirche des brandenburgischen Dorfes zu holen. Bis auf den fehlenden Blasebalg war die 1882 erbaute Orgel mit vier Manualregistern komplett erhalten, aber unspielbar. Repariert wurden die Klaviaturen, die vielen verwurmten und aufgerissenen Holzpfeifen, die Traktur und die Windlade. Als Standort bot sich wegen der geringen Höhe von 1,70 m der Raum zwischen Kirchenschiff und Altarplatz an.
Orgel aus Mesendorf bei Pritzwalk
Friedrich Hermann Lütkemüller, Wittstock, 1882
MANUAL · C-d³ | PEDAL · C-f° | |||
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Gedackt | 8' | angehängt | ||
Salicional | 8' | |||
Praestant | 4' | |||
Flöte | 4' |
Mechanische Schleiflade.
Das Orgelmuseum soll auch ein Mindestmaß an Orgelkunde bieten. Deshalb werden anhand der Ausstellungsstücke und weiterer sparsamer Hinweise Auskünfte über Aufbau und Funktionsweise der Orgel gegeben. Anschauungsstück und funktionierendes Modell ist eine von einer Schülergruppe aus Bargteheide erbaute Schleifladenorgel. In ihr wurden Orgelteile verschiedenster älterer Orgeln verbaut. Da sie kein Gehäuse besitzt, ist der Blick freigegeben zum Wellenbrett und - durch Plexiglasverschlüsse - in den Windkasten zu den Tonventilen.
Orgelmuseum Malchow, Orgelmodell
Gebaut von Schülern aus Bargteheide, 1986-1994
MANUAL · C-f³ | ||||
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Gedackt | 8' | Quinte | 1 1/3' | |
Flöte | 4' | Octave | 1' | |
Octave | 2' | Krummhorn | 8' |
Mechanische Schleiflade
Die Hauptorgel der Klosterkirche wurde 1890 von Friedrich Friese aus Schwerin gebaut. Damit ist der wichtigste mecklenburgische Orgelbauer zwischen 1850 und 1900 mit seinem hundertsten Orgelwerk vertreten, das bis auf die 2004 rekonstruierten Prospektpfeifen unverändert erhalten geblieben ist.
Klosterkirche Malchow
Friedrich Friese, Schwerin, 1890, op. 100
I. MANUAL · C-f³ | II. MANUAL · C-f³ | PEDAL · C-d¹ | |||||
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Bordun | 16' | Lieblich Gedact | 8' | Principalbaß | 16' | ||
Principal | 8' | Salicional | 8' | Subbaß | 16' | ||
Flöte | 8' | Zartflöte | 8' | Octavbaß | 8' | ||
Gambe | 8' | Flöte | 4' | ||||
Gedact | 8' | ||||||
Octave | 4' | ||||||
Octave | 2' |
Mechanische Schleifladen, Manual- und Pedalkoppel.
Die Orgel aus Langenhanshagen in Vorpommern ist ein Werk von Barnim Grüneberg in Stettin. Mit mehr als 50 Orgeln belieferte diese Firma im Verlauf von mehr als 80 Jahren überwiegend den heutigen Südosten Mecklenburgs, das ehemalige Land Mecklenburg-Strelitz.
Langenhanshagen
Barnim Grüneberg, Stettin, 1879
MANUAL · C-f³ | PEDAL · C-d¹ | ||||||
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Bordun | 16' | Gambe [ab c¹] | 8' | Subbaß | 16' | ||
Principal | 8' | Octave | 4' | ||||
Salicional | 8' | Quinte | 2 2/3' | ||||
Hohlflöte | 8' | + Octave | 2' |
Mechanische Schleiflade, Pedalkoppel.
Subbaß 16' ist Transmission aus Bordun 16'.
Noch im Aufbau ist eine pneumatische Kegelladen-Orgel von Carl Börger Jesendorf bei Wismar, wo das barocke Orgelgehäuse verblieben ist. Deshalb wird auch hier der Blick in das Innere des Instruments freigegeben sein.
Jesendorf bei Wismar
Carl Börger, Rostock, 1904
MANUAL · C-f³ | PEDAL · C-d¹ | |||
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Principal | 8' | Subbaß | 16' | |
Viola di Gamba | 8' | |||
Gedeckt | 8' | |||
Aeoline | 8' | |||
Octav | 4' |
Pneumatische Kegelladen. Oktavkoppel, Pedalkoppel.
In Kastorf bei Neubrandenburg stand bis nach 1950 eine kleine Orgel aus dem 18. Jahrhundert (Herkunft zunächst unbekannt). Von ihr konnten glücklicherweise noch einige Reste gefunden werden (Bretter vieler großer und kleiner Holzpfeifen, der Keilbalg, Teile der Ton- und Registertraktur, die Windlade lag, ein Gesimsstück des Gehäuses ). In der Werkstatt wurden die Holzpfeifen wieder zusammengesetzt; es ergaben sich Reste aus den Registern Gedackt 8' und Gedackt 4'. Als wir später von der Firma Wegscheider irreparable Pfeifen der Matthias-Friese-Orgel aus Zettemin erhielten, konnten die Kastorfer Orgelreste als Werk dieses Orgelbauers identifiziert werden.
Zu den ältesten Museumsstücken zählen Gehäusefragmente einer Orgel aus Weitendorf bei Wismar, die in die Zeit um 1630 datiert werden. Ein Positivgehäuse aus Altentreptow, das seit Jahrzehnten als Vasen- und Abstellschrank einer Friedhofskapelle diente, wartet auf die Freilegung der originalen Farbfassung. Gegenwärtig werden in einer Restaurierungswerkstatt Teile eines Barockprospektes aus Roggendorf bei Gadebusch konserviert.
Im ehemaligen Pfarrhaus stehen eine zweimanualige Hausorgel der Firma Jehmlich (1947) und ein Positiv der Firma Sauer (um 1955). Weitere Ausstellungsräume sind noch im Ausbau.
Anschrift:
Mecklenburgisches Orgelmuseum
Kloster 26
D-17213 Malchow
Tel./Fax: +49-39932-12537
E-Mail: orgelmuseum(at)freenet.de
Internet:www.orgelmuseum-malchow.de
Museumsleitung:
Friedrich Drese
Mühlenstr. 100
D-17213 Malchow
Tel.: 0171 - 50 55 685.
Öffnungszeiten:
April bis September täglich 10 - 17 Uhr, Oktober täglich 10 - 16 Uhr, November bis März Dienstag bis Freitag 10 - 15 Uhr, Samstag/Sonntag 11 - 15 Uhr.
Führungen Mai bis September Dienstag bis Samstag 11:30 Uhr und jederzeit nach Vereinbarung.
Eintrittspreise:
Erwachsene 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro (Kinder bis 6 Jahre frei), Familienkarte 6,50 Euro.
Gruppenermäßigung ab 15 Personen: 1, 50 Euro p. P.
Zuschlag für Führungen und Vorträge: 2,00 Euro.
Führungspauschale 25,00 Euro.
Träger:
Kultur- und Sportring "Regenbogen" e.V., Bahnhofstraße 5, D-17213 Malchow
Tel. 03 99 32 - 8 19 88.
Friedrich Drese
[Internet-Fassung des Artikels in "Ars Organi" 49, 2001, S. 84-87.]