Das scheidende Präsidium der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V. hat Ende Mai in Bremen einen Orgelspaziergang durchgeführt. In den vier Innenstadtkirchen spielten der scheidende GdO-Präsident Prof. Wolfgang Baumgratz, der bisherige Schriftführer Prof. Dr. Michael Kaufmann, der bisherige und künftige Vizepräsident Bert Wisgerhof sowie der neue Präsident (und bisherige Vize) Prof. Dr. Matthias Schneider zusammen mit dem Bremer Domkantor Dr. Tobias Gravenhorst. Die vier Konzerte dienten dem Gedenken an Albert Schweitzer, die Konzerteinnahmen flossen an das von Schweitzer vor 100 Jahren gegründete Urwaldspital in Lambarene.
Am frühen Nachmittag hatte Michael Kaufmann in der Kirche Unser Lieben Frauen mit einem Programm begonnen, das – in Schweitzerscher Manier – große Bachwerke und Choralbearbeitungen einander gegenüberstellte. An den Schluss setze er Wolfram Grafs Auftragswerk Aria (2012) zum Albert-Schweitzer-Gedenkjahr. Wolfgang Baumgratz und Tobias Gravenhorst setzten in der Kulturkirche St. Stephani die Konzertfolge mit Kompositionen fort, die in der Bach-Tradition stehen: neben Orgelchorälen von Bach selbst stand hier ein Präludium des Bach-Schülers Johann Christian Kittel, ein Präludium von dessen Schüler Rinck sowie eine Fantasie für zwei Spieler von dessen Schüler Adolph Friedrich Hesse auf dem Programm. Achim Kunze, Pastor an der Kulturkirche, ergänzte die Veranstaltung durch Gedanken zu Albert Schweitzer und Lambarene. Matthias Schneider bot anschließend in St. Martini Choräle aus Bachs Orgelbüchlein und den Leipziger Chorälen sowie einige freie Orgelwerke und erläuterte Schweitzers Sicht auf das Orgelbüchlein als „Wörterbuch der Bachschen Tonsprache“. Im Bremer Dom fand der Orgelspaziergang mit einem Konzert von Bert Wisgerhof seinen krönenden Abschluss, der außer Bach Musik von Albert Schweitzers Lehrer Charles-Marie Widor sowie von dessen Lehrer (und Schüler Hesses) Jaak Nikolaas Lemmens spielte und so die Linie der Bach-Schüler bis zu Albert Schweitzer schloss. Die beiden Dommusiker Baumgratz und Gravenhorst steuerten zu diesem Programm eine weitere vierhändige Hesse-Sonate bei.
Trotz durchwachsenen Wetters und einer Fülle anderer Veranstaltungen in der Bremer Innenstadt fanden die Konzerte regen Zuspruch.